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Das Leben des Bischofs Meinwerk von Paderborn Übersetzung der von Franz Tenckhoff 1921 herausgegebenen VITA MEINWERCI durch Klaus Terstesse
Auszüge aus dem Buch

Damit Sie sich ein Bild von dem Text machen können, hier ein kleiner Ausschnitt aus der Übersetzung der VITA MEINWERCI.  Die Leseprobe ist hier auch als PDF-Dokument mit weiteren drei Kapiteln (148-153) aus dem Buch verfügbar.

Kapitel 148
MEINWERK kam auch nach Nieheim und entdeckte einen mit Brennessel, Senfkohl und anderen Unkräutern bedeckten Garten, ausgenommen einen kleinen Zwischenraum in der Mitte. Sofort ließ er der Meiersfrau ihre eitlen Kleider ausziehen und gab Weisung, sie solange durch den ganzen Garten zu schleifen, bis das hochgeschossene Unkraut dem Erdboden gleichgemacht sei. Die niedergeschlagene Frau tröstete er mit gewohnten Artigkeiten und heiterte sie mit üblicher Leutseligkeit auf. Da er im folgenden Jahr den ganzen Garten mit aller Sorgfalt über die Maßen gepflegt vorfand, belohnte er sie mit recht großem Dank und freigebigen Geschenken.

Kapitel 149
Als MEINWERK zu einem anderen Hof kam, schalt er die Hausfrau, weil sie keine Küken und Hennen halte. Da sie den Mangel an Futter beklagte, trug er ihr auf, das wirken zu lassen, was sie als Kükenfutter allerorts auf dem Gut sich von Zeit zu Zeit bewegen sähe. Nachdem das geschehen war, kam der Bischof wiederum zu diesem Hof und sagte Dank für die überreiche Kükenschar, die durch die Fütterung mit den winzigen Würmern angewachsen war. Er ermahnte die Frau, fortan fürsorglicher zu sein, und vergalt ihre eifrige Arbeit mit seinen Geschenken und Belohnungen.

Kapitel 150
Zu einer Zeit im Advent, da die Verwalter gewöhnlich die Schweine übergeben, stand MEINWERK auf der Galerie des Bischofshauses und sah eine Frau mit ihrem einzigen Sohn einem Schwein folgen und sehr bitterlich weinen. Sie wurde sofort herbeigerufen, und er befragte sie angelegentlich nach den Gründen ihres so starken Weinens. Sie brach in Klage aus, sie sei nach dem Tode ihres Mannes von menschlicher Hilfe im Stich gelassen worden und habe, wie sie hinzufügte, das Schwein mit dem Brot, das ihr Sohn erbettelt hätte, versorgt aus Angst vor der Heftigkeit des Verwalters von Enenhus (wüst im Westen Paderborns nahe der Georgskirche), wohin sie gehöre.

Da seufzte der Bischof heftig auf, schlug mit den eigenen Händen an die Brust und sprach so unter hervorbrechenden Tränen: "Wehe dir, höchst beklagenswerter Bischof Meinwerk! Wie drücken unglückliche Menschen wegen ihrer Wehklage deine Seele in die Hölle hinab!" Also gab er in Kenntnis des Schriftwortes "Dem Herrn leiht, wer sich des Armen erbarmt" die Hufe der Witwe dem herbeigerufenen Gutsverwalter zurück, löste sie mit ihrem Sohn aus dessen Vorsteheramt und ordnete an, sie die ganze Zeit ihres Lebens durch seine Armenspeisung zu unterhalten.